mehr sunny side up, weniger house of pain

liebe lesterschwester und liebe frau angi,

melde mich zurück aus der versenkung, obwohl, ich tor, noch immer so schlau als wie zuvor. ich grübel nämlich schon seit tagen (oder wochen) wie denn jetzt mein nächster blogpost ausschauen soll, weil ich natürlich schon etwas dazu sagen will, dass es jetzt keine supper clubs mehr gibt.
aber wenn ich schreib, dass immer alles total super war, dann stellt sich die frage, warum ich keine mehr mach.
wenn ich schreib, dass mir das ganze unterm strich zu anstrengend geworden ist, dann klingt dass, als hätte es mir keinen spaß gemacht, was aber nicht stimmt.
und nach deinem letzten supper club nachbericht könnte natürlich der eindruck entstehen, dass ich keine supper clubs mehr mache, weil ich ein problem damit hab, dass sich die leute an meinem tisch beflegeln anstatt andächtig dem essen zu frönen. dem ist aber auch nicht so, denn einerseits hab ich die hitzige fahrraddiskussion als gar nicht so schlimm empfunden und andererseits ist bei uns ja oftmals ein etwas rauherer umgangston ganz normal, durchaus gepaart mit einverständnis und guter laune. du hast dich ja erst gestern nur ein bissel über die kartenspieldialoge vom jundkind und mir gewundert.

j: ich nehm das packel!
ich: echt? du bist ein arschibarschi!
j: opfer!
ich: selber opfer!

j: geh scheißen!
ich: geh selber scheißen!

ich find das gut für die psychohygiene sich zumindest im vertrauten rahmen kein blatt vor den mund zu nehmen und so dem anstau von negativen vibes vorzubeugen. und im jungkind hab ich da meine meisterin gefunden. wie auch immer: supper club also.

unterm strich hat sich der supper club für mich voll ausgezahlt. ich hab viel gelernt übers kochen, übers bewirten, ganz viele liebe, interessante, lustige, schräge neue leute kennengelernt und wurde absolut bestärkt darin, den weg richtung selbständige köchin zu gehen, und da bin ich ja jetzt auch dran. ich hab auch einiges gelernt über aufmerksamkeit, medien und „unterm radar fliegen“. sosehr ich mich gefreut hab mit dem supper club im standard zu sein und so sympathisch und super die jounalistin E. auch war, im endeffekt hat all diese aufmerksamkeit dem supper club nicht gut getan. auf monate hinaus ausgebucht zu sein war für alle beteiligten mühsam und ich muss zugeben, außerdem ist ein kleiner grant ist bei mir zurückgeblieben. trotz aller auseinandersetzung hat es mich zeitweise gewurmt, dass ich mich stundenlang aus reinem engagement, und um etwas neues auszuprobieren in die küche stell, und dann kann ich mich im standard-forum von von hundertschaften beflegeln lassen, dass ich mich bereichere, gegen gesetzte verstoße und sonstigen schwachsinn. will man eine underground restaurant machen sollte man auch im underground bleiben, soviel hab ich auf jeden fall gelernt.
alles in allem war der supper club eine urspannende erfahrung, viel spaß, viel spannung, viele katasrophen und genausoviele rettungen. ich bedanke mich von herzen bei allen, die dieses stück weg mit mir gegangen sind, danke an die family für die hilfe, an die leute fürs kommen, essen und diskutieren, und überhaupt an alle, dafür dass sie ihre zeit und ihre geschichten mit mir geteilt haben. zum abschluss jetzt noch das rezept für die aufwärmsuppe, das bin ich bis jetzt schuldig geblieben. alle anderen rezepte des letzten supper clubs finden sich im nachbericht vom supper club vol.3 beziwhungsweise für die nachspeise hier.

aufwärmsuppe (tom kha gai – vegan)

collage_suppe

60g galgant, geschält
3 stangen zitronengras
600ml gemüsebrühe
3 kaffirlimettenblätter
1 bund koriander
300g champignons
300g zuckererbsenschoten
2 tomaten
2 el sojasauce
1 tl zucker
1 tl salz
2 el limettensaft
400ml kokosmilch
1-2 frische chilis

galgant und zitronengras grob schneiden und mit den limettenblättern und ein paar stängel koriander in der brühe langsam aufkochen. 5 minuten kochen lassen und abseihen. alle zutaten bis auf chili und kokosmilch dazugeben und 3 minuten kochen. zum schluss kokosmilch und chili beifügen und fast zum sieden bringen, nochmal mit sojasauce und zucker abschmecken.

das war der supper club – er war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!

wie das so ist, wenn man einmal mit dem grübeln anfängt kommt man oft ja nicht so leicht wieder heraus. und wenn das jahr zuende geht packt mich oft ein gewisser rückblickfimmel. das hat mich dieses jahr in eine etwas seltsame stimmung versetzt. vor gut einem jahr standen wir ganz am anfang von der veganen lebensweise. das hat viele neue, spannende sachen in mein leben gebracht. hunderte neue rezepte, zig neue menschen, den lesterblog, den plan mit der selbständigkeit, csa, foodkoop und bewußtes einkaufen. das ist alles echt super. volle! und alles geschichten, menschen, sache und pläne für die ich mich gern engagiere. trotzdem hat es mich kurz gepackt und ich hab mir gedacht, ich will wieder in einen supermarkt gehen, mir einen sack ovomaltine kaufen und mir nichts dabei denken. ich will einfach essen, ohne mich mit fragen der moral, des richtig oder falsch und des kleingedruckten zu befassen. „mein leben“, hab ich gejammert, „war mal viel einfacher!“ „das glaubst ja wohl selber nicht!“ hat H.-P. geantwortet, und da hat er leider recht. ich kann nicht behaupten, dass in den jahren davor weniger los gewesen wäre, ich mich für nichts engagiert hätte und nicht immer wieder über meine eigenen belastungsgrenzen gegangen wäre. und ich kann mich genau an eine situation vor drei jahren im herbst erinnern, da hat gerade alles gepasst. die patchworkfamilie hatte sich eingegroovt, im job alles bestens, bisschen musik daneben, bisschen sport. und ich hab mir gedacht, genauso soll es sein, das muss ich jetzt genießen. und ich hab mir gedacht, scheiße ist das langweilig.
also nix da mit jammer, jammer. ABER: wenn mir alles latent am socken geht ist das sehr wohl ein zeichen dafür, dass es es grad mal wieder ein bisserl viel ist. und was hilft da? kekse backen natürlich!

vegane keksrezepte gibt’s ja wie sand am meer, aber der witz an weihnachtskeksen ist natürlich, dass so schmecken sollen wie damals. drum hab ich nach langer recherche doch wieder auf die alten rezepte in mutters kochbuch zurückgegriffen und einfach butter mit margarine und ei mit soja- oder kichererbsen mehl ersetzt. funktioniert super, schmeckt genau wie es soll.

mürbteigkeks

collage_keks

250g mehl
200g margarine
100g staubzucker
2 el soja- oder kichererbsenmehl
2 el wasser
etwas zitronenschale

alle zutaten verkneten, eine stunde im kühlschrank rasten lassen, 2mm dünn ausrollen, ausstechen und bei 200 grad 8 bis 10 minuten backen. die ränder sollen leicht braun sein. am besten mit ribiselmarmelade füllen und in schoko tunken. aber bei der ersten ladung geht sich das nie aus, die verschwinden immer gleich so.

ich bin jetzt voll motiviert richtung vanillekipferl! hanna, wie schaut’s bei dir am freitag mit einer backsession aus?

alles liebe, dein schwesterlein

3 Gedanken zu „mehr sunny side up, weniger house of pain

  1. ist das schön wieder hier von dir zu lesen.
    die sache mit dem supper club betrübt mich. weil ich warat jetzt soweit gewesen, dass ich mich endlich mal anmelde.
    schade marmelade

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